Hommage an die Porter

Im Februar 2020, noch gerade rechtzeitig vor dem Lockdown, machten wir uns mit einer Gruppe von 5 Personen auf, den Kilimandscharo zu besteigen. Wir haben den Kibo, den höchsten Gipfel, am 22.02.2020 in 5.895 m Höhe erreicht. Das Erlebnis ist kaum zu beschreiben – alle Reisberichte erzählen von Strapazen und Höhenkrankheit, Anstrengungen bis zur Erschöpfung und vielen Entbehrungen. Der Berg wird in jedem Jahr von rd. 25.000 Menschen bestiegen – ein Berg für Jedermann ohne echte Kletterpassagen. So finden sich auch alle Leistungsspektren am Berg. Wir trafen einen bergerfahrenen Manager aus Indien, der den Mount Everest bereits zwei Mal erfolgreich bestiegen hat, Sportlehrer aus Dänemark mit unzureichendem Kälteschutz, ein Filmteam aus Großbritannien, die eine Direttissima zur Besteigung nutzten und eine Woche im Krater campierten und ganz viele Hausmänner und Hausfrauen, die ihren Traum einer „Killi“-Besteigung wahrmachten. Eine Finanzbeamtin und ein Steuerberater aus Duisburg waren auch dabei! Wir erlebten Natur, anspruchsvolle Wanderungen und einen nie zuvor erlebten Sonnenaufgang auf fast 6.000 m über Afrika nach einer anstrengenden Nacht.

 

Selten wird aber über die Menschen berichtet, die uns wohlhabende Menschen aus allen Ecken dieser Welt den Aufstieg erst ermöglichen. 15 Personen umfasste das Team aus Führern, Trägern, Koch und Kloträger. Die Führer sind da noch privilegiert, sie tragen nur den eigenen Rucksack und gelegentlich den Tagesrucksack eines Gastes. Die Träger, Porter genannt, sind die Tagelöhner am Berg. Mit Glück erfahren Sie einen Tag vor dem Start, dass sie für eine Woche engagiert sind, manchmal erst eine Stunde vor dem Aufstieg. Sie trifft die aktuelle Corona Krise unerbittlich. Erhält bei uns in der Krise jeder die Unterstützung für seine existenziellen Grundbedürfnisse und mehr, gibt es für diese Menschen weder Einkommen noch irgendein soziales Netz.

 

Keine Touristen bedeutet keine Bergtouren => keine Arbeit => kein Einkommen => keine oder mangelhafte Ernährung.

 

Die Bilder vermitteln einen kleinen Eindruck der Leistung dieser Menschen. Mit 15 kg Gepäck des Gastes plus 5 kg Ausrüstung auf dem Kopf und dem eigenen Rucksack auf dem Rücken, hetzten sie den Berg hinauf und hinab. Im Lager angekommen, schleppen sie Wasser, bauen die Zelte auf und schlafen mit 4-5 Personen dicht gedrängt in den kleinen Zelten. Umdrehen nur auf Kommando – dafür aber warm in der frostigen Zone von 4.000 – 4.800 m. Das Schuhwerk besteht zum Teil aus Baumwollturnschuhen, der eine oder andere läuft auch in Sandaletten.

 

Sie alle verdienen unsere Hochachtung!

 

Gerlinde und Ludger van Holt